bg-print

Arp Schnitger war einer der bedeutendsten Orgelbauer des Hochbarock. Seine Instrumente bilden den Höhepunkt einer sehr bemerkenswerten Entwicklung im norddeutschen Orgelbau: seit dem Beginn des 17. Jahrhunderts entstanden in Norddeutschland und angrenzenden Gebieten Instrumente auf höchstem künstlerischen und handwerklichen Niveau. Die bedeutendsten Orgelbauer dieser Epoche waren Hans Scherer d.J., Gottfried Fritzsche, Friedrich Stellwagen. Im Vergleich zu anderen europäischen Regionen war Norddeutschland führend hinsichtlich der technischen Entwicklung des Orgelbaus, der Größe der Orgelneubauten und nicht zuletzt der Dichte der Orgellandschaft: nirgendwo sonst gab es auch in kleinen Gemeinden so viele relativ große Instrumente wie hier.

Arp Schnitger, geb. 1648, stammt aus einer Tischler-Familie, die in Schmalenfleth bei Brake (Oldenburg) beheimatet war. Der Familienname Schnitger (ndt. für Schnitzer) zeigt, daß das Handwerk schon über mehrere Generationen innerhalb der Familie weitergereicht wurde. Arp Schnitgers Vater führte gelegentlich auch Orgelreparaturen aus. So könnte das Interesse des Sohnes für das weniger verbreitete und weitaus schwierigere Orgelbauerhandwerk geweckt worden sein. Nach der Tischlerlehre im Elternhaus absolvierte er bei seinem Vetter Berend Huß die Orgelbauerlehre.

Arp Schnitger, der im Jahre 1648 als Sohn einer in der Wesermarsch beheimateten Tischlerfamilie geboren wurde, schuf in seiner Laufbahn über 100 neue Instrumente in Deutschland und den Niederlanden, Exporte gingen sogar nach England, Russland, Spanien und Portugal. Nur etwa dreissig Instrumente sind heute noch erhalten. Sie beeindrucken durch optische Pracht, solide Konstruktion und faszinierenden Klang. Schnitgers Kunst ist bis in die Gegenwart wegweisend, und so sind die Standorte seiner erhaltenen Instrumente zu Pilgerstätten der Orgelwelt geworden.

Kirchenstuhl

Schnitger erlernte das Orgelbauerhandwerk bei seinem Vetter Berendt Huß in Glückstadt. Während der Bauzeit der Orgel für St. Cosmae in Stade verstarb sein Lehrmeister. Diese Orgel wurde von Arp Schnitger vollendet und ist bis heute erhalten. 1682 wurde Schnitger Hamburger Bürger, da er mit dem Bau der Orgel der dortigen Nikolaikirche betraut wurde. Diese 1687 vollendete Orgel, welche mit 67 Stimmen auf vier Manualen lange Zeit die größte Orgel überhaupt war, begründete Schnitgers Ruhm. Weitere große Werke entstanden in Norden (1688, IV/46), Hamburg St. Jacobi (1693, IV/60), Magdeburg St. Johannis (1695, IV/62), Groningen A-Kerk (1697, IV/40), Bremer Dom (1698, III/50), Bremen St. Stephani (1698, III/42), Dom zu Lübeck (1699, III/45), Stettin St. Jakobi (III/47), Magdeburg St. Ulrich (1700, III/48), Clausthal-Zellerfeld (III/55), Berlin St. Nikolai (1708, III/40), Hamburg St. Michaelis (1715, III/52) und Itzehoe (1719, III/43).

Cappel, Dedesdorf, Ganderkesee, Weener

Arp Schnitger war mit Neuenfelde auch persönlich verbunden. Vermutlich im Zuge seiner Orgelbauarbeiten in Neuenfelde (1682-88) hat er seine erste Frau Gertrud Otte kennengelernt, die er 1684 heiratete. Ihr Vater besaß einen Hof, der 1693 in Schnitgers Besitz überging.

Doch erst ab 1705 scheint er dort regelmäßig gewohnt zu haben. Der auf dem Gelände der ehemaligen Nincoper Kirche errichtete Orgelbauerhof ist heute noch erhalten. Zumindest für die Orgel von Weener (Ostfriesland) ist dokumentiert, daß sie aus Neuenfelde angeliefert wurde, weshalb der Orgelbauerhof auch als Produktionsstätte angesehen werden muß.

Von den vier Söhnen Schnitgers ist besonders Franz Caspar zu nennen, der die Tradition seines Vaters in den Niederlanden fortsetzte. Arp Schnitger starb 1719 im Alter von 71 Jahren und wurde in der Neuenfelder Kirche begraben. Ursprünglich hatte er mit dem Hof auch eine Grabstätte auf dem Friedhof erworben, doch als Ausdruck des besonderen Respekts wurde er in der Kirche begraben.

Die Grabstätte wurde 1971 identifiziert. Eine Gedenkplatte wurde in den Fußboden der Kirche eingelassen. In der Kirche ist auch noch sein prächtiger, geschnitzter Kirchenstuhl erhalten.

Impressum